Wissenswertes über Seifenanwendungen damals
Seifenanwendungen damals
Für viele Menschen ist so ein Reinigungsstück einfach nur ein Stück Seife. Punkt!
Doch Seife ist viel mehr als nur ein Mittel zur Körperreinigung. Sie wurde und wird noch heute für die unterschiedlichsten Zwecke verwendet... Angefangen bei Heilanwendungen bis zu praktischen Alltagslösungen.
Wir haben Dir hier einmal interessante, aber auch echt kuriose Anwendungen zusammengestellt:
1. Heilanwendungen
1.1 Als antiseptische Maßnahme reinigte man früher schon Wunden mit Kernseife. Sie löste so Keime und Schmutz.
1.2 Warzen rieb man mit einer leicht angefeuchteten Seife ein und ließ es dann trocknen. Oder man bedeckte die Seife mit einem Seifenpflaster. Da eine echte Seife immer alkalisch (also basisch) ist, konnte man die Warze nach einiger Zeit einfach herausziehen.
1.3 Früher nahm man gerne Seifenzäpfchen bei Verstopfung.
1.4 Ein Stück nasse Naturseife auf einen Mückenstich gelegt oder einen Holzsplitter in der Haut damit eingerieben, stillte den Juckreiz und half, den Splitter leichter herauszuziehen.
1.5 Alten Überlieferungen nach soll ein Stück Naturseife ein verlässlicher Schwangerschaftstest sein. Urin der Frau auf das Seifenstück geben... schäumt die Seife ist die Dame schwanger.
1.6 Ekzeme, Ausschläge und Schorf wurden mit einer Kernseifenlauge gewaschen zur Beruhigung und Reinigung der Haut.
1.7 Bei Rheuma und Gicht badete man die schmerzenden Körperstellen in einer warmen Seifenlauge.
1.8 Bei "innerem Feuer" (Fieber) rieb man den Patienten immer wieder mit einer lauwarmen Seifenlauge ab, das zog das Fieber heraus.
1.9 Warme Seifenwickel waren hilfreich bei geschwollenen Lymphknoten, Abszesse oder Furunkel (Eitergeschwüre). Die Haut öffnete sich durch den Seifenwickel und alle Giftstoffe und der Eiter kamen heraus.
1.10 Auch bei Blutergüssen und Prellungen legte man Seifenwickel an.
1.11 Bei "verstopfter Verdauung" führte man damals Kindern ein kleines Stück Seife in den Darm, um den Stuhlgang zu fördern.
1.12 Wenn die Regel ausblieb, nahm die Frau ein warmes Sitzbad in Seifenlauge, um den Körper wieder in Fluss zu bringen.
1.13 Auch Tieren wurde mit Seife geholfen: Euterpflege dank Schmierseife, Kernseife half bei der Entfernung von Parasiten und Hautpilzen.
2. Haushalt
2.1 Gallseife war schon immer ein bewährtes Hausmittel gegen Fett-, Blut- oder Grasflecken.
2.2 Schmierseife in Wasser aufgelöst und auf Pflanzen gesprüht wirkt wunderbar gegen Blattläuse im Garten.
2.3 Ein Scharnier welches quietscht läuft wieder leicht und ruhig, wen es mit Seife eingerieben wird.
2.4 Eine Nadelspitze durch ein Stück Seife gezogen lässt die Nähnadel leicht durch jeden Stoff gleiten.
2.5 Wenn die Brille leicht beschlägt sorgt ein ganz wenig trockene Seife auf den Gläsern, die dann poliert werden dafür, das aufsteigender Wasserdampf beim Kochen kein Problem mehr ist.
2.6 Pflanzensamen wurden kurz in milde Seifenlauge getaucht um einen Pilzbefall zu verhindern.
3. Magisches und Kurioses
3.1 Ein Stück Seife unter dem Kopfkissen wehrt schlechte Träume ab. Das ist sozusagen eine geistige Reinigung.
3.2 Ein Stück Seife unter dem Bett hielten böse Hexen fern.
3.3 In manchen Gegenden in Süddeutschland gab man kranken Kindern ein Seifenstück in die Hand - es solle das Übel aufsaugen und wurde anschließend im Bach weggeschwemmt.
3.4 In der Volksmagie galt Seife immer als Grenzmittel zwischen unserer Welt und dem Jenseits. Die Seife konnte Dinge sichtbar oder unsichtbar machen.
3.5 In einigen Märchen wird durch das Waschen mit Seife die wahre Gestalt enthüllt.
3.6 In ländlichen Erzählungen steht Seife oft für Sühne und Reinigung. Jemand, der sich nicht reinwäscht bleibt ein Sünder oder Lügner.
3.7 In manchen Erziehungsbräuchen wurde einem Kind bei Lügen oder böser Rede symbolisch der Mund mit Seife ausgewaschen.
4. Besondere Anlässe
4.1 Ganz gleich ob Fastenzeit, Hochzeit, Tod, Taufe oder Geburt... Vor wichtigen Übergängen wurde der ganze Körper mit Seifenwasser gewaschen... oft mit Weihwasser vermischt, um sowohl den Körper als auch die Seele zu reinigen.
4.2 Bei alten Hochzeitsbräuchen wurde dem Brautpaar Seife geschenkt, damit keine schmutzigen Geheimnisse zwischen ihnen stehen.
4.3 Einem Kind schenkte man zur Taufe gerne ein Stück Seife, welches in ein Leinentuch gewickelt war und mit einer Schutzrune bestickt.