Wäsche waschen damals
Aus dem Buch "100 Jahre im Spiegel der Zeit" - herausgegeben 1999 von der Firma Miele
„Der aufwendigste Teil der Hausarbeit ist um die Jahrhundertwende – wie seit eh und je – das Wäschewaschen. Die Tortur des kräftezehrenden Großwaschtags ist in den allermeisten Haushalten jedes Mal die gleiche – für die heutige Generation unvorstellbar:
- Am Abend zuvor Schmutzwäsche sortieren nach Weiß-, Bunt- und Wollwäsche.
- Brennmaterial für die Beheizung des Waschtopfs oder Waschkessels heranschaffen.
- Wäsche sortiert (außer Wollwäsche) in Waschbottichen mit Soda einweichen und über Nacht stehen lassen.
- Am Waschtag in aller Frühe in den Waschkessel Wasser einfüllen und im Waschkessel Holz- und Kohlenfeuer anzünden.
- Eingeweichte Wäsche auswringen, einseifen und Flecken herausbürsten.
- In den Waschkessel Waschpulver oder Seife einfüllen und vorbehandelte, sortierte Wäsche hineingeben.
- Kochbrühe mit Holzstab mehrmals umrühren, die Wäsche in der Lauge bewegen und niederdrücken.
- Nach dem Kochen die Wäschestücke herausnehmen und einzeln auf dem Waschbrett rubbeln.
- In der Waschwanne schwenken und so oft das Wasser erneuern, bis es klar bleibt und Wäschestücke zuletzt eventuell bläuen.
- Bei einer Gelegenheit zum Bleichen die Wäsche, nach dem letzten Spülen ausgewrungen auf den Rasen legen, öfter mit Wasser besprengen und wenden.
- Gebleichte Wäsche auswaschen, schwenken, auswringen und auf der Wäscheleine aufhängen.
- Farbige Wäsche, die weder eingeweicht noch gekocht werden darf, in warmem Seifenwasser waschen und in klarem Wasser schwenken, ebenfalls auswringen und aufhängen.
- Für Wollwäsche warmen Seifenschaum schlagen und diese darin ausdrücken.
- In ein oder mehrere klare Spülwasser geben, bis es klar bleibt, aufhängen bzw. liegend trocknen.
- Waschkessel gründlich reinigen.
An die «große Wäsche», die manchmal mehrere Tage dauert, schließt sich noch die anstrengende Arbeit des Bügelns oder Plättens bzw. Rollens oder Mangelns an. Dazu müssen die Wäschestücke sortiert, in Form gezogen, angefeuchtet und zusammengerollt werden. Manche Teile wie Herrenhemden, Hemdkragen und –manschetten, Tischwäsche, Schürzen sind vor dem Bügeln zu stärken, wozu rohe oder gekochte Stärke angerührt wird.
Als Folge der Knochen- und Muskelarbeit am Waschtag nennen Frauen aus dieser Zeit bei Befragungen: Erkältungen durch den Wechsel von heißem Wasserdampf und kalter Lüftungsluft, geschwollene, zerschundene Hände, wund vom Rubbeln am Waschbrett und ständigen Hantieren in der Waschlauge, Sehnenscheidenentzündung vom Auswringen, Rückenschmerzen durch gebeugte Haltung, Unterleibserkrankungen vom schweren Heben.“
Herje.... was haben wir es gut heute. Doch wir wollten Euch diesen Blick in die Vergangenheit nicht vorenthalten.